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Handbuch Naturnaher Wasserbau | 5. Stillgewässer
Exkurs: Schwankende Wasserstände
Eine Sonderstellung unter den Stillgewässern nehmen Speicherbecken mit stark
schwankenden Wasserständen ein. Dazu gehören vor allem die großen Talsperren,
Wasserreservoire z. B. für die Energieerzeugung, große Regenrückhaltebecken ohne
Dauerstau aber auch Gewässer mit Pump- oder Sielbetrieb.
Gerade Tiefs und Entwässerungskanäle mit Sielbetrieb weisen, obwohl sie wegen
ihrer linearen Ausdehnung auch zu den Fließgewässern gezählt werden können, ent-
scheidende Merkmale der stehenden Gewässer auf. Ihre Abflussgeschwindigkeit kann
bei kräftigen Sielzügen 1 m/ s und mehr betragen. Wird dagegen nicht gepumpt oder
gesielt, kann der Wasserkörper längere Zeit auch stagnieren.
Saisonale Schwankungen des Wasserstands
Kurzzeitige Wasserstandsschwankungen wie sie z. B. durch das Ausufern eines Ge-
wässers bei Hochwasser entstehen, werden von allen Röhrichten toleriert. Teilweise
sind sie sogar notwendig, um die Röhrichtgesellschaft gegen den Konkurrenzdruck
terrestrischer Artengemeinschaften zu schützen.
In Mitteleuropa kommen jahreszeitliche Schwankungen an fast allen Gewässern
vor. Sie sind geprägt von höherenWasserständen im Frühjahr und Niedrigwasserstän-
den im August /September.
Bei Schwankungen bis 100 cm wird dies von Röhrichtpflanzen toleriert.
Grundlegend anders ist die Situation bei Gewässern mit einer ausgeprägten jährli-
chen Wasserstandsganglinie wie z. B. Talsperren. Einem maximalen Einstau, der in
der Regel im Februar /März erreicht wird, steht eine lange Zeit des Absinken des Was-
serspiegels im Dekameterbereich bis zum Niedrigwasserstand im August /September
entgegen. Mit dem Ende der Vegetationsperiode steigt dann in den feuchten Herbst-
und Wintermonaten die Staulinie wieder an.
Abbildung 5.3.1
Typischer Uferbereich an
einem Baggersee mit stark
schwankenden Wasser-
ständen.